Renault 14 (1976-1982): Kennen Sie den noch?

Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen.

Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig zu Lebzeiten Flops gewesen sein. Aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge wollen wir ab sofort unter dem Titel «Kennen Sie den noch?» Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens holen.

Es gibt genügend Autos, bei denen man sich fragt, warum sie eigentlich nicht zu Kultobjekten oder Legenden wurden. Konstruktiv nichts falsch gemacht, optisch weder schön noch hässlich und durchaus in großen Mengen verkauft. Vielleicht kamen sie zum falschen Zeitpunkt auf den Markt. Oder die Werbung war miserabel. Oder der Markenname hat wenig Glanz.

All das trifft auf den Renault 14, der 1976 auf den Markt kam nicht zu. Die französische Traditionsmarke hatte mit dem Renault 4 und 16 innovative Ausrufezeichen gesetzt, aber die Klasse dazwischen vertraten Modelle mit Heckmotor, der Renault 8 und 10. In den 1970er-Jahren wurde klar, dass moderne Kompakte mit Frontantrieb wie der Fiat 127 oder der VW Golf die Zukunft waren.

Und so beeilte sich Renault, ein entsprechendes Modell auf die Räder zu stellen. Heraus kam der Renault 14, kurz R14. Für den 4,02 Meter langen Renault 14 gab es keinen unmittelbaren Vorläufer im Renault-Programm. Er war länger als die Schräghecklimousine Renault 6, ein Kleinwagen auf dem Fahrgestell des Renault 4, aber bei größerem Innen- und Kofferraum 30 cm kürzer als die Stufenhecklimousine Renault 12.

Renault 14 (1976-1982)

Anders als der VW Golf oder andere Konkurrenten wurde der R14 ausschließlich fünftürig angeboten. Der Renault 14 war das Ergebnis der Kooperation mit Peugeot. So stammten die meisten technischen Komponenten des R14 von Peugeot, die Karosserie und Ausstattung von Renault. 

Der Renault 14 wurde von einem auf 1,2 Liter vergrößerten Leichtmetallmotor (intern «Douvrin» genannt) des Peugeot 104 angetrieben, der vorne stark nach hinten geneigt eingebaut war. Leistung: 57 PS. Das unter dem Motor in der Ölwanne liegende Getriebe wurde vom Motoröl geschmiert. Das Fahrwerk mit MacPherson-Federbeinen vorn und Längslenkern hinten hob sich durch seine aufwendige Konstruktion vom größten Teil seiner Konkurrenten ab. Hier spendierte der Peugeot 104 die Vorderachse, während die Hinterachse vom Renault 5 abgeleitet wurde.

Auch die passive Sicherheit hatte ein für diese Zeit und Fahrzeugklasse hohes Niveau, mit Seitenaufprallschutz in den Türen und gestaltfester Fahrgastzelle, wozu recht aufwändige Crash-Versuche notwendig waren.

Renault 14 (1976-1982)

Vorteile des Fahrzeugs waren sein überdurchschnittlicher Fahrkomfort, seine hohe Fahrsicherheit sowie sein leiser Motorlauf. Für ein Auto seiner Klasse und seiner Zeit waren zudem Innenausstattung, Raumangebot und Sitzkomfort vorbildlich.

Die Karosserie dagegen litt an einer mangelhaften Rostvorsorge. Auch Verarbeitungsqualität und Zuverlässigkeit waren zum Anlauf der Produktion nicht auf dem Qualitätsniveau, das die Konkurrenz bot.

Das Design war im Allgemeinen gut durchdacht und praktisch, wobei der Innenraum ein wichtiges Verkaufsargument war, einschließlich eines Rücksitzes, der entweder umgeklappt oder ganz entfernt werden konnte. Das äußere Styling des Renault 14 wurde von der Fachpresse als frisch und seiner Zeit voraus gelobt.

Renault 14 (1976-1982)

Formal hob sich der mit betont rundlichen Kurven gezeichnete R14 deutlich vom Design seiner Mitbewerber und auch vom bis dahin gepflegten Renault-Design ab; lediglich mit dem erfolgreichen Kleinwagen Renault 5 bestand eine gewisse Verwandtschaft. Ein interessantes Detail ist die unterhalb des Motorhaubenabschlusses ansetzende Linie der Seitenfenster, optisch kompensiert durch den dort platzierten Seitenspiegel.

Die ungewöhnliche Karosserie mit der sanft keilförmig ansteigenden Seitenlinie bot zahlreiche praktische Vorteile; die rundlich gewölbte Form sorgte für eine gute Raumökonomie, zudem war sie vergleichsweise strömungsgünstig.

Trotz des guten Konzepts des Renault 14 schreckte sein Design die Öffentlichkeit eher ab, zumal Renault in Frankreich den Wagen in großen Anzeigen bewarb, die eine waagerecht liegende Birne zeigten. Die potenzielle Kundschaft verstand die Birne jedoch nicht als Anspielung auf ein organisches Design, sondern als einen Beleg für mangelnde Solidität und Seriosität.

Renault 14 (1976-1982)

Als Konsequenz daraus blieb in Frankreich der Begriff «Birne» (poire) der wenig schmeichelhafte Spitzname für den R14.

Mit weiteren Leistungs- und Ausstattungsvarianten (1979: 1,4-l-Motor, 1980: R14 TS) und einer leichten optischen Überarbeitung im September 1979, versuchte Renault mit dem Kompaktwagen weitere Kundenkreise zu erschließen.

Für 1980 versuchte Renault, den Absatz zu steigern, indem man den Wagen mit verbesserter Ausstattung und einem geringfügigen Facelifting neu auf den Markt brachte, zu dem — ganz offensichtlich von außen — neu positionierte vordere Blinker und überarbeitete vordere Kotflügel gehörten. Die Produktion endete 1983 mit genau 993.193 verkauften Einheiten über einen Zeitraum von knapp sieben Jahren.

Renault 14 (1976-1982)

Die anfängliche Produktion belief sich auf 325 Autos pro Tag, die bis 1977 auf 700 und bis 1978 auf fast 1.000 Autos pro Tag gesteigert werden sollte. Dies wurde nie erreicht, da die Verkäufe sehr früh im Leben des R14 ihren Höhepunkt erreichten. Die Verkäufe auf dem französischen Inlandsmarkt verbesserten sich mit der Neukonstruktion etwas.

Gebaut wurde der R14 zwischen Mai 1976 und Dezember 1982 im nordfranzösischen Renault-Werk Douai sowie im belgischen Werk der Renault Industrie Belgique in Haren. 

Seine gemeinsamen Nachfolger, der 9 und der 11, erschienen 1981 respektive Anfang 1983. Hier wagte Renault beim Design keine Experimente mehr: Beide Fahrzeuge setzten auf eine konservativere äußere Karosserieform. Zudem gab es endlich auch ein kompaktes Stufenheck für die Märkte in Südeuropa.

Renault 14 (1976-1982)

Nichtsdestotrotz verwendete Peugeot mehr als nur ein paar Stilmerkmale des Renault 14 bei der Gestaltung des Peugeot 306, der etwa 10 Jahre nach dem Ende des R14 auf den Markt kam.

Doch trotz fast einer Million gebauter Exemplare ist der Renault 14 mittlerweile ein extrem seltener Anblick. Wie bereits erwähnt, hat der Rost so gut wie alle Fahrzeuge dieses Typs aufgefressen.

Selbst in seinem Heimatland Frankreich mit einfacherer Verfügbarkeit von Ersatzteilen und ausgedehnterem Händlernetz ist der R14 rar geworden. Viele Renault 14 wurden in den 1980er-Jahren von der französischen Polizei eingesetzt. Besonders eindrucksvoll ist eine Zahl aus Großbritannien: 2018 waren dort nur noch 9 Renault 14 zugelassen und verkehrsstüchtig.

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