Audi eAWS: Steuerbare Stabilisatoren reduzieren das Wanken in der Kurve

Wie gibt man einem großen SUV eine sportliche Straßenlage mit geringer Kurvenneigung, ohne dabei Komfort einzubüßen? Audi löst diesen Zielkonflikt durch die elektromechanische aktive Wankstabilisierung (eAWS). Der Trick dabei: 48-Volt-MIldhybridtechnik erzeugt Strom für kleine Elektromotoren, mit denen sich die Stabilisatoren in der Kurve versteifen lassen.

Außer in Kurven soll das System auch bei Lastwechseln helfen. Zu den Vorteilen der elektromechanischen Lösung gehört auch, dass sie energieeffizient ist, annähernd in Echtzeit arbeitet und durch den Verzicht auf hydraulische Elemente wartungsfrei ist.

Das Problem, das normale Stabis nicht lösen können 

Große SUVs haben ein hohes Gewicht und einen erhöhten Schwerpunkt. Deswegen legen sie sich in Kurven stärker nach außen als Kombis oder Limousinen. Dabei federn die kurvenäußere Räder ein, die kurveninnere Seite aus – das Fahrzeug rollt um die Längsachse.

Normale Querstabilisatoren verbinden die linke und rechte Seite und reduzieren so die Rollneigung. Doch dieses passive Bauteil entfaltet bei Kurven- wie bei Geradeausfahrt dieselbe Wirkung. Was in der Kurve wünschenswert ist, kann bei Geradeausfahrt im Fall von einseitigen Bodenunebenheiten oder Schlaglöchern den Fahrkomfort beeinträchtigen.

Die elektromechanische aktive Wankstabilisierung dagegen erkennt durch Sensoren die Situation und greift nur dann ein, wenn der Aufbau weniger wanken soll. Bei unebener und gerader Fahrbahn dagegen werden die Stabilisatoren weich gestellt. Linke und rechte Räder federn und dämpfen dann weitgehend unabhängig voneinander.

Funktionsweise von eAWS

Das System besteht pro Achse aus zwei Stabilisatorhälften. Dazwischen ist jeweils ein Elektromotor geschaltet, der die Stabilisatorhälften gegeneinander verdrehen kann. Das versteift den Stabilisator und reduziert das Wanken in der Kurve. Die elektrische Energie für die Elektromotoren kommen aus dem 48-Volt-Bordnetz; daher kommt eAWS nur bei Autos mit 48-Volt-Mildhybridtechnik zum Einsatz. 

 

Ob die Stabis versteift werden oder nicht, entscheiden Steuergeräte an Vorder- und Hinterachse, die zur Elektronischen Fahrwerkplattform (EFP) gehören. Die EFP ist so etwas wie das Gehirn des Fahrwerks. Sie registriert Parameter wie Geschwindigkeit, Höhenwerte, Vertikal-, Wank- und Nickbewegungen des Autos, Reibwert der Fahrbahn, den aktuellen Fahrzustand wie Unter- oder Übersteuern sowie die Daten der beteiligten Fahrwerkssysteme. Daraus errechnet sie die ideale Reaktion des eAWS.

Im Gegensatz zu hydraulischen Lösungen (wie sie zum Beispiel BMW beim X5 einsetzt) verzichtet das elektromechanische System von Audi auf Ölkreisläufe und ist wartungsfrei, so die Ingolstädter. Es kann sogar Energie rekuperieren, indem es Fahrwerksimpulse in elektrische Energie umwandelt und in der Lithium-Ionen-Batterie speichert. Außerdem geht die Audi-Lösung effizienter mit der Energie um, denn sie muss im Gegensatz zu hydraulischen Kreisläufen keinen Druck vorhalten.

Audi eAWS: Die Hinterachse des SQ7 TDI mit dem eAWS-System

Die Hinterachse des SQ7 TDI mit dem eAWS-System

Vorteile: Weniger Wanken und Über- oder Untersteuern

Die eAWS reduziert wie erwähnt die Wankneigung. Audi hat dabei bewusst eine Abstimmung gewählt, die den Neigungswinkel nicht komplett neutralisiert, sondern weiterhin ein authentisches Gefühl der Situation vermittelt.

Da die Wankmomente an Vorder- und Hinterachse unterschiedlich beeinflusst werden können, lässt sich auch das «Eigenlenkverhalten» beeinflussen — also die Tendenz zum Unter- oder Übersteuern. Mit der Fahrmodus-Auswahl Audi drive select kann der Fahrer dies selbst abstimmen.

eAWS wird in den Modellen Audi Q7, SQ7, SQ8 und RS Q8 eingesetzt. Von diesen Modelle sind stolze 40 Prozent mit der elektromechanischen aktiven Wankstabilisierung unterwegs. Bei den erwähnten Modellen ist eAWS im Fahrwerkspaket advanced (ab 4.240 Euro) enthalten. Beim RS Q8 ist es außerdem Bestandteil des RS-Dynamikpaket plus (rund 13.000 Euro, mit Keramikbremsen).

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