Fast alle Autokonzerne drücken derzeit ordentlich auf die Elektrotube, auch BMW. Nach einem frühen Start im Jahr 2013 mit dem i3 folgt jetzt eine i-Offensive, mit dabei der iX3 und der iNEXT. Doch wie bescheiden die Elektro-Anfänge in München waren, kam uns erst kürzlich wieder in den Sinn.
Der Anlass war die Mitteilung von Seat, dass man dort jenen Elektro-Toledo wieder zum Leben erweckt habe, der bei Olympia 1992 in Barcelona mit Ach und Krach den Marathonlauf begleiten konnte. Olympia und Marathon? Da war doch schon mal was! Genau: Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München surrte ein ganz besonderer BMW 1602 durch die Stadt.
Damals geht BMW mit zwei elektrisch angetriebenen Versuchsfahrzeugen an den Start. Die umgebauten BMW 1602 dienen als Transportmittel für das Organisationskomitee und werden bei verschiedenen Langstreckenwettbewerben als Begleit- und Kamerawagen eingesetzt.
Um die Nutzbarkeit eines elektrischen Antriebs im praktischen Fahrbetrieb zu untersuchen, baute BMW ab 1969 zwei Versuchsfahrzeuge auf Basis der 02-Reihe auf. Dort, wo normalerweise das Schaltgetriebe sitzt, fand nun ein von Bosch entwickelter Gleichstrom-Nebenschlussmotor mit 32 Kilowatt Spitzenleistung Platz, der seine Kraft über Zwischengetriebe und Kardanwelle auf die Hinterräder übertrug.
Ein thermostatgesteuerter Radiallüfter mit 140 Watt Leistung übernahm die Kühlung. Gespeist wurde der 85 Kilogramm schwere Elektromotor von zwölf handelsüblichen Zwölf-Volt-Bleibatterien der Marke Varta (welche auch der BMW-Eigentümerfamilie Quandt gehört), die auf einer Palette im Motorraum untergebracht sind. Kapazität: 12,6 Kilowattstunden. Der Batteriesatz wog nicht weniger als 350 Kilogramm, konnte aber als Ganzes entnommen und durch ein frisch geladenes Paket ersetzt werden.
Der BMW 1602 Elektro beschleunigte in acht Sekunden von null auf 50 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Als Dauerleistung gab BMW 12 Kilowatt an, als Spitzenleistung 32 kW. Die Reichweite in der Stadt betrug etwa 30 Kilometer, bei konstant 50 km/h etwa 60 Kilometer. Zu Testzwecken setzte BMW die Versuchsträger bei den Olympischen Spielen 1972 in München ein. Dort kamen sie unter anderem als Begleitfahrzeuge beim Marathonlauf und dem Geher-Wettbewerb zum Einsatz.
Schon damals arbeitet die E-Maschine auch als Generator, so dass die beim Bremsen erzeugte Energie in der Batterie gespeichert werden kann (Nutzbremse). Gleichwohl setzt sich schnell die Erkenntnis durch, dass die spezifischen Nachteile des Elektroantriebs nur durch Fortschritte auf dem Batteriesektor lösbar sind.
Der BMW 1602 Elektro wird folglich nicht als Lösung, sondern nur als ein erster Entwicklungsansatz betrachtet. Denn es liegt auf der Hand, dass 350 Kilogramm schwere Bleibatterien und eine Reichweite von rund 60 Kilometer für ein Serienfahrzeug kaum attraktiv sind.
BMW setzt daher verschiedene Forschungs- und Entwicklungsprojekte in Gang, um eine bessere und vor allem effizientere Technologie für Elektroantriebe auf die Straße zu bringen. Doch erst 1991 zeigt man wieder ein interessantes Elektroauto: Der E1 wirkt besonders in seiner zweiten Generation ab 1993 bereits ziemlich serienreif.