Golf, Ibiza, A4: Was am Heck unserer Autos steht, hört sich für die meisten Ohren völlig gewohnt an. Ein VW Golf ist eben seit 1974 ein VW Golf. Punkt. Aber warum heißt er so? Woher kommen die Modellnamen der Hersteller? Schließlich haben ja selbst Kürzel wie A4 oder 5er eine gewisse Bedeutung. Diesen Fragen wollen wir ab sofort regelmäßig nachgehen.
Vorhang auf für «Die Namen unserer Autos». Die Idee zu dieser Serie entstand, als wir in einem Buch über den Ford Fiesta ausführlich über dessen Namensherkunft lasen. Ein interessantes und spannendes Thema. Und was liegt da näher als der Blick auf Deutschlands beliebtestes Auto: den VW Golf.
Seit nunmehr 46 Jahren und in inzwischen achter Generation ist der Golf auf dem Markt. Und bezüglich seines Namens scheint die Lösung auf der Hand zu liegen: Pate stand der «Golfstrom» oder der Golfsport.
Aber so einfach ist es wohl doch nicht. Ein Rückblick: Für das Projekt EA 337, aus dem der erste Golf wurde, standen in der Entwicklungsphase einige Namen zur Auswahl. «Blizzard» scheiterte an einem Ski-Hersteller, auch «Caribe» soll im Gespräch gewesen sein.
Russell Hayes merkt in seiner «VW Golf Story» an, dass laut einer Gesprächsnotiz vom September 1973 die Bezeichnung «Pampero» für den Weltmarkt und «Rabbit» für den US-Markt überlegt worden sei. «Pampero» ist die Bezeichnung eines südanerikanischen Winterwindes, hätte also in die Wind-Reihe von Passat und Scirocco gepasst. Der Name «Rabbit» wurde tatsächlich später für den US-Golf genutzt.
Der Prototyp EA 337 (links) und der endgültige VW Golf I
Jens Meyer geht in seinem lesenswerten Buch über den VW Golf I («VW Golf 1 — Alles über die Auto-Legende aus Wolfsburg») ins Detail: Einig war man sich im Vorstand darüber, dass Zahlen keine Option seien. In der Folge bestellte man die Marketingabteilung ein und ließ die Köpfe rauchen. Vorschläge aus dem Sport, aus der Musik und sogar Namen von Edelsteinen waberten durch den Raum. City? Continent? Universum?
Oder kleine Raubtiere wie Wiesel, Marder, Luchs oder Iltis? Das war natürlich wenig international gedacht, zudem tragen Radfahrzeuge der Bundeswehr diese Namen. Allerdings gab es später wirklich einen VW Iltis als Geländewagen für die Bundeswehr.
Anfang September 1973 dachte man noch an «Scirocco» für den EA 337, sein sportlicher Bruder hätte dann schlicht Scirocco Coupé geheißen. Wie dem auch sei: Im Januar 1974 begann die Produktion der Vorserie, die Zeit drängte also.
Im Oktober 1973 legte der Vorstand schließlich fest: «Golf» für den 3,70 Meter langen Kompaktwagen, «Scirocco» für das Coupé. Aber woher kam der Name Golf nun? Vom Golf-Strom, der inhaltlich zu den warmen Winden Passat und Scirocco passt?
Hans-Joachim Zimmermann, verantwortlicher Einkäufer unter den Vorständen Horst Münzner und Ignacio Lopez von 1965 bis 1995, verriet während eines Besuchs im VW-Werksmuseum im Jahr 2014 des Rätsels Lösung: Sein Hannoveraner Wallach namens Golf, den er als langjähriger Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins Wolfsburg immer wieder erfolgreich einsetzte, wurde im Sommer 1973 ausdrücklich von Horst Münzner gelobt.
Wenige Tage nach diesem Gespräch auf dem Reitplatz zeigte der Vorstand seinem Mitarbeiter einen der nagelneuen Kompakt-Prototypen – mit der Buchstabenkombination GOLF am Heck. Zimmermann freute sich noch 40 Jahe später: «Mein Pferd gab dem Golf seinen Namen – es steht für Klasse, Eleganz, Zuverlässigkeit. Möge dem Golf ein langer Erfolg beschieden sein – mein Pferd wurde 27, in Menschenjahre übersetzt wären das 95 Jahre. Das ist doch ein gutes Omen!»