Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen.
Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig zu Lebzeiten Flops gewesen sein. Aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge wollen wir ab sofort unter dem Titel «Kennen Sie den noch?» Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens holen.
Die britische Automobilindustrie hat mindestens zwei historische Verdienste: Sie beglückte die Welt mit dem revolutionären Mini, aber auch mit bisweilen ziemlich skurrilen Fahrzeugen. Der Riley Elf, den ich Ihnen hier vorstelle, kombiniert beides miteinander.
1959 debütierte der Mini. Und zwar als praktisch baugleich Austin Seven und Morris Mini. Grund dafür war das Marken-Sammelsurium unter dem Dach der British Motor Corporation, kurz BMC. Damit nicht genug: Um auch Riley und Wolseley mit einem Mini-Derivat zu beglücken, verpasste man dem Mini ein Stufenheck mit Heckdeckel und großen Kofferraum. Innen prunkte das Ambiente mit Holz. Das Ergebnis waren 1961 der Riley Elf (die «Elfe») und der Wolseley Hornet (die «Hornisse»).
Diese beiden Modelle waren gut 20 Zentimeter länger als der normale Mini, aber immer noch höchstens 3,30 Meter lang, was sie putzig aussehen ließ. Der Gedanke hinter Elf und Hornet dürfte nicht primär der größere Kofferraum gewesen sein. Vielmehr wollte man durch die Karosserieform und die noble Ausstattung konservative Kunden locken (und an den Frontantrieb gewöhnen), denen der konventionelle Mini zu radikal war.
Unter der Motorhaube änderte sich nichts: Vier Zylinder, Quermotor, 848 Kubikzentimeter, 34 PS Leistung, später 998 Kubik und 38 PS. Doch der große Erfolg blieb aus. Der Riley Elf wurde 1969 eingestellt, womit der Name Riley aus dem Kreis der Autohersteller verschwand. (Heute gehört der Name zu BMW.) Der Wolseley Hornet entschlief im Jahr 1970. 30.912 Riley Elf und 28.455 Wolseley Hornet wurden gebaut.
Der Riley Elf war auf Anhieb an seiner hoch aufragenden Kühlergrill-Maske, dem verlängerten Kofferraum und Schwalbenschwanz-Kotflügeln am Heck zu erkennen. Das hier gezeigte Fahrzeug stammt aus dem letzten Produktionsjahr 1969, glänzt mit einer Zweifarb-Lackierung in Damaskus Rot/Whitehall Beige.
Zudem verfügt es über die fortschrittliche Hydrolastik-Federung. Dabei handelte es sich um eine Gummifederung, bei der die Stoßdämpfer und ein gewisser Niveauausgleich mit einer Wasserhydraulik realisiert worden waren.