Name: Fiat E.S.V. 1500/2000/2500
Premiere: Washington 1972/Kyoto 1973
Technische Daten: 3,38 Meter Länge, 1,45 Meter Breite, 1,34 Meter Höhe, Gewicht: 680 Kilogramm (E.S.V. 1500); 4,22 Meter Länge, 1,69 Meter Breite, 1,41 Meter Höhe, Gewicht: 900 Kilogramm (E.S.V. 2000); 4,38 Meter Länge, 1,73 Meter Breite, 1,43 Meter Höhe, Gewicht: 1.130 Kilogramm (E.S.V. 2500)
Hintergrund:
Die späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre waren keine gute Zeit für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger: In vielen europäischen Ländern lag die Zahl der Verkehrstoten sehr hoch, allein in Deutschland waren es 1970 fast 20.000. Als Folge überlegten sich die Autokonzerne, wie man alle Unfallbeteiligten besser schützen könnte.
Die US-amerikanische Verkehrsbehörde (DOT) startete daher 1968 ein Programm zur Entwicklung von Experimental-Sicherheits-Fahrzeugen (ESV) und initiierte die internationale „Technical Conference on the Enhanced Safety of Vehicles“ (ESV – Technische Konferenz für verbesserte Sicherheit von Fahrzeugen).
1970 wurden die ersten Anforderungen definiert, die von Experimental-Sicherheits-Fahrzeugen erfüllt werden sollten. Dazu gehörten ein überaus anspruchsvoller Front- und Heckaufprall auf eine starre Barriere mit 80 km/h und ein Seitenaufprall auf einen Mast mit 20 km/h. Die Versuchsträger sollten aber auch kleinere Unfälle mit 16 km/h ohne bleibende Verformungen an Front und Heck überstehen. Die amerikanische Regierung sprach auch eine Einladung an ausländische Staaten aus, sich an der Sicherheitsforschung zu beteiligen.
Fiat E.S.V. 1500 Prototyp (1972)
Und so machten sich Firmen wie Volkswagen, Mercedes und auch Fiat an die Arbeit. Schließlich wollte man nicht den wichtigen Exportmarkt USA verlieren. Zudem entwickelte sich das Thema Sicherheit auch in Europa zu einem wichtigeren Verkaufsargument.
1970 begann Fiat mit seinem ESV-Projekt (Experimental Safety Vehicle), meist E.S.V. geschrieben. Ende Mai 1972 zeigten die Italiener auf der dritten «International Technical Conference» in Washington ihr erstes E.S.V., mit dem Zusatz 1500. Die Zahl wies auf das Gewicht hin: 1.500 amerikanische Pfund (lb) respektive 680 Kilogramm.
Als Grundlage diente der immer noch beliebte Fiat 500, dem man aber Knautschzonen verpasst hatte. Dadurch sah er dem 850 deutlich ähnlicher. Während die verstärkte Karosseriestruktur unsichtbar blieb, sorgten massive Schutzleisten an der Seite und fette Elemente aus verformbaren Kunststoff vorne wie hinten für eine fragwürdige Optik.
Fiat E.S.V. 2500 Prototyp (1973)
Weil damit im Vergleich zum Fiat 500 das Gewicht anstieg, wanderte ein Motor mit 30 PS ins Heck. hinzu kamen 135er-Räder statt der 125er-Pneus des 500. Im März 1973 fand im japanischen Kyoto die vierte Sicherheitskonferenz statt.
Dort trumpfte Fiat gleich mit zwei Experimentalfahrzeugen auf: dem E.S.V. 2000 und dem E.S.V. 2500. Erneut standen die Ziffern für das Gewicht. 900 respektive 1.130 Kilogramm waren es dieses Mal.
Mechanisch basierten die beiden Autos auf dem Fiat 128 und Fiat 124. Im Gegensatz zum kleinen E.S.V. von 1972 gab es eine komplett neue, aufprallsichere Karosseriestruktur. Bereits dieser Punkt trug viel dazu bei, dass beide Fahrzeuge 45 Prozent mehr wogen als ihre originale Basis.
Fiat E.S.V. 2000 Prototyp (1973)
Wie gehabt gab es massive integrierte Stoßfänger aus Kunststoff vorne wie hinten, um den Fußgängerschutz zu verbesseren. Sie sorgten für einen Längenzuwachs von 20 Zentimeter, die seitlichen Schutzleisten ergänzten die Fahrzeugbreite um 5 Zentimeter.
Immerhin wirkten beide Fahrzeuge optisch einigermaßen gelungen. Eines davon ging in abgewandelter Form sogar in Serie: Die Form des FSO Polonez von 1978 erinnert an den Fiat E.S.V. 2000. 1974 wählte FSO den ESV-Prototypen von Fiat als Basis für ein neues Fahrzeug.
Der FSO-Designer Zbigniew Watson schloss sich Walter de Silva an, um das ESV-Projekt auf die Größe des Fiat 125 umzubauen und das Interieur und alle Karosseriedetails zu entwerfen. Intern lief das Projekt als «Typ 137». 1975 bereitete Fiat Prototypen des «Polski» genannten Typs 137 vor und schickte sie an FSO.