Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen.
Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig zu Lebzeiten Flops gewesen sein. Aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge wollen wir ab sofort unter dem Titel «Kennen Sie den noch?» Youngtimer und Oldtimer aus dem Nebel des Vergessens holen.
Die meisten werden ihn noch vom Wehrdienst, andere haben sich später ausgemusterte Exemplare günstig geholt. Der VW Iltis diente zwischen Ende der 1970er-Jahre bis in die späten 1990er-Jahre als deutsche Antwort auf den Jeep bei der Bundeswehr.
Der Iltis ging 1978 im Audi-Werk Ingolstadt in Produktion, ab 1979 wurde ein ziviles Modell gebaut. Letzteres war allerdings mit fast 40.000 DM fast dreimal so teuer wie ein VW Golf. Alles in allem baute Volkswagen etwas mehr als 9.000 militärische und zivile Exemplare bauen, wobei die Armeeversionen deutlich in der Mehrheit waren.
Obwohl als Volkswagen angeboten, wurde die Entwicklung hauptsächlich von Audi übernommen: Der Iltis war im Wesentlichen eine überarbeitete und aktualisierte Version des 1956 eingeführten DKW Munga mit Zweitakter, der die Bundeswehr in ihren Anfängen motorisierte.
Der Volkswagen Iltis mit der Bezeichnung Typ 183 (technisch gesehen der Ersatz für den Typ 181 alias «The Thing») wurde von einem Team unter der Leitung von Ferdinand Piëch aus Teilen des Munga und anderer Audi-Modelle sowie des ersten Golf und des Käfers zusammengesetzt.
Angetrieben wurde er von einem Viertakt-Motor mit 1.741 ccm Hubraum, der 70 PS (75 mit Superkraftstoff) leistete. Selten blieb der 1987/88 produzierte Turbodiesel mit 70 PS. Hinzu kam ein Viergang-Schaltgetriebe mit einem zusätzlichen niedrigen Gang (gekennzeichnet mit «G» für Gelände). Schnell war der gut vier Meter lange Iltis nie: Mit dem Benziner benötigte man 21 Sekunden auf Tempo 100, mehr als 130 km/h waren durch den hohen Aufbau nicht drin.
Aber der Iltis war auch mehr fürs Gelände gedacht. Der interessanteste Teil des Iltis war sein Antriebsstrang — ein mechanischer Allradantrieb, der als Hinterradantrieb laufen konnte, bis der Fahrer das Allradsystem je nach Bedarf einschaltete. Bei der Bundeswehr wurde der «LKW 0,5 t tmil gl» (0,5 Tonnen Zuladung, teilmilitarisiert, geländegängig) als Führungs- und Fernmeldefahrzeug eingesetzt, zum allgemeinen Transport von Personen, als Träger-Kfz für Panzerabwehrwaffen und zum behelfsmäßigen Verwundetentransport.
1980 war nicht nur das zweite Jahr der Produktion des Iltis, es war auch das zweite Jahr der aufkommenden Rallye Dakar. Damals hieß das Rennen noch Rallye Paris-Dakar, die auf ihrem ursprünglichen Kurs von der französischen zur senegalesischen Hauptstadt verlief. Volkswagen setzte bei der Paris-Dakar 1980 vier Iltis ein. Ein starker Auftritt würde viel Aufmerksamkeit auf den Iltis lenken, da Volkswagen ihn weiterhin an Militärs in aller Welt vermarktete.
Konkret hoffte Volkswagen, zwei Ziele zu erreichen: Zum einen wollte man vor allem das französische Militär beeindrucken und zum anderen das Interesse der Öffentlichkeit für das zivile Modell wecken, das ob seines Preises einen schweren Stand hatte.
Moderne Rallye-Dakar-Fahrzeuge sind Spezialanfertigungen, von denen viele den Straßenmodellen, auf denen sie basieren, nur oberflächlich ähneln. In den frühen Paris-Dakar-Jahren waren Wettbewerbsfahrzeuge jedoch überraschend seriennah: Der Fahrer Patrick Zaniroli behauptet, dass die einzigen Modifikationen, die Audi an den Iltis für die Paris-Dakar vornahm, ein größerer Vergaser und einer anderen Nockenwelle waren.
Ein weiterer Unterschied in diesen frühen Paris-Dakar-Jahren war das Fehlen von verfolgenden Teams von Mechanikern, die die Fahrzeuge an allen Zwischenstopps warteten; die Teams fuhren mit dem, was sie hatten, und wenn etwas kaputt ging, flickten die Leute an Bord es entweder von Hand zusammen oder waren raus.
Der Iltis war 1980 ein Außenseiter in einem Feld von schnelleren Fahrzeugen mit größeren Motoren. Wo die anderen schneller waren, dominierte der Iltis mit seiner Zuverlässigkeit. Alle vier Iltis-Teams beendeten die Paris-Dakar 1980, wobei Freddy Kottulinsky und Gerd Löffelmann den ersten Platz belegten und die anderen VW-Piloten auf den Plätzen zwei, vier und neun landeten.
Diese beeindruckende Paris-Dakar-Leistung erkaufte dem Iltis ein paar weitere Lebensjahre unter Volkswagen, aber seine hohen Kosten schadeten ihm auf dem zivilen Markt: Während die Produktion bis Ende der 1980er-Jahre in Lizenz bei Bombardier in Kanada fortgesetzt wurde, rollte der letzte Iltis 1982 aus der Ingolstädter Produktionsstätte.
Es ist unwahrscheinlich, dass die Leistung bei der Paris-Dakar 1980 ausreichen würde, um dem Iltis einen Platz in der Volkswagen-Geschichte zu sichern, aber sein größter Beitrag geschah weit abseits der Rallye-Strecke. In Schweden setzte Audi bei Fahrzeugtests im Schnee einen Iltis als Begleitfahrzeug ein, als man feststellte, dass das Allradsystem des Iltis unabhängig von der Leistung besser mit dem Wetter zurechtkam als alles andere.
Eine Idee zündete: Was wäre, wenn das Allradsystem des Iltis modifiziert und in ein Straßenauto eingebaut werden könnte? Innerhalb weniger Jahre revolutionierte der Audi quattro die Rallye-Welt, und «quattro» brachte der Welt die Idee eines alltäglichen Autos mit Allradantrieb nahe.