Audi S1 (2014-2018): Klassiker der Zukunft?

Unsere geschätzten Leser haben bestimmt schon einmal die Rubrik «Kennen Sie den noch?» studiert. Dort stellen wir Autos von früher vor, die inzwischen fast vergessen sind. Doch was ist mit den Modellen, die durchaus noch zahlreich im Straßenverkehr umherfahren? Jene Typen, die jeder kennt, die aber auch schon gut 20 Jahre, aber teilweise auch viel weniger auf dem Buckel haben.

Werden sie einmal Oldtimer? Das birgt Zündstoff für kontroverse Diskussionen. Einige dieser Modelle wollen wir in unserer neuen Reihe «Klassiker der Zukunft?» vorstellen.

Wer wie wir täglich über Autos schreibt, kann auch nach Feierabend nicht davon lassen. Ich nehme mich da gar nicht aus: Videospiele mit fotorealistischer Grafik wie Forza Horizon 4 fesseln mich. Umso mehr, da ich manche der dort verfügbaren Autos bereits in der Realität gefahren bin. 

Warum ich Ihnen das erzähle? Nun, bei Forza Horizon 4 wechseln sich die Jahreszeiten ab. Und im Winter ist ein getunter Karren mit Hinterradantrieb schlicht unfahrbar. Was also nehmen? Klar, ein SUV wie den Bentley Bentayga liegt nahe. Aber mir ist das zu panzerig. Klein, wenig, stark und trotzdem Allrad. Das wärs.

Ein Geistesblitz durchzog mich beim Scrollen durch das virtuelle Autohaus. Audi S1! Den hast du doch damals getestet! Knapp vier Meter lang, 231 PS stark und sehr grün verkostete ich den Ober-A1 anno 2014 in Schweden. Das waren noch Zeiten, in denen sich Audi was traute. Klar, schon damals war der A1 ein edlerer Polo. Aber im Gegensatz zu seinem Nachfolger war er wirklich edel. 

Audi S1 (2014-2018)

Bereits im Herbst 2012 hatte Audi für Aufsehen gesorgt und den A1 quattro lanciert. Ausschließlich dreitürig, 256 PS und auf 333 Fahrzeuge limitiert. Stückpreis: ziemlich genau 50.000 Euro. Gewissermaßen als etwas zivilere Version folgte im Sommer 2014 schließlich der S1.

Audi S1 klingt natürlich in den Ohren von Fans sehr nach dem Gruppe-B-Rallyemonster der 1980er-Jahre. Und nicht nach einem potenten Kleinwagen. Optisch nahm der Neo-S1 bereits das A1-Facelift von 2015 mit den kantigeren Scheinwerfern vorweg. Allerdings unterschied er sich durch andere Stoßfänger und eine vierflutige (!) Auspuffanlage von Muttis A1 mit 82 PS. Hinzu kam eine eingeschwärzte Heckpartie im Stil der 1970er-Jahre.

Audi S1 (2014-2018)

Trotzdem blieb der Audi S1 recht dezent, sofern man nicht die knallige Lackierung in «Viperngrün wählte. Wer es besonders praktisch mochte, wählte den S1 Sportback mit hinteren Türen. Doch so oder so taugte der S1 zum veritablen Autobahnschreck: 231 PS und 370 Newtonmeter aus 2,0 Liter Hubraum. 250 km/h Spitze, 5,9 Sekunden auf 100 km/h. Geschaltet wurde ausschließlich manuell, ein DSG gab es nicht. 

Na gut, über das Platzangebot im S1 schweigen wir lieber, zu zweit ist man in ihm besser aufgehoben. Aber es geht ja auch primär ums Fahren. Seinerzeit monierte ich die etwas magere Klangfarbe, heute würde mich jene dezente Note eher freuen. Dank des Allradantriebs waren die Beschleunigung und die Kurvenlage hingegen Highlights: «Präzise lässt sich der S1 in die Kurve lenken, durch die man fast wie auf Schienen festgenagelt jagt», notierte ich damals.

Audi S1 (2014-2018)

Sauteuer war der Audi S1 leider: 30.700 Euro kostete der Dreitürer 2018, 31.550 Euro der Sportback. Dazu kamen locker noch einige tausend Euro für Extras, denn die Optionsliste war richtig lang. 

Doch das Fazit von 2014 zum S1 war eindeutig: «Er ist klein und hart, aber eben auch sauschnell und mit einer beeindruckenden Traktion gesegnet. Seine Daseinsberechtigung zieht der S1 aus der seltenen Kombination von Kleinwagen-Format plus viel Leistung und Allradantrieb.»

Heutiger Chef-A1 ist der 40 TFSI mit 200 PS. Allrad? Pustekuchen. Doch es gibt einen spirituellen Nachfolger: Bald kommt der Toyota GR Yaris mit 261-PS-Dreizylinder und Allradantrieb für 33.200 Euro. 

Pro:

Vermutlich der letzte Audi A1 mit Allradantrieb; stark, aber unauffällig, relativ selten, teurer wird er erstmal nicht mehr 

Contra:

Es ist nur ein biederer A1, kein Fünfzylinder, auch gebraucht noch ziemlich teuer

Fazit:

7/10 

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